PRONG
Sechs lange Jahre mussten Fans auf ein neues Album der amerikanischen Metal-Band Prong warten. Die Gründe: die Pandemie mit all ihren Unsicherheiten und Verwerfungen, aber auch erfreuliche Ereignisse im Privatleben von Sänger und Gitarrist Tommy Victor. Doch nun sind Prong zurück, und zwar mit einem wahren Paukenschlag: ‚State Of Emergency‘ ist das erhofft fesselnde Werk geworden, mit der gewohnt unbändigen Energie einer Gruppe, die bereits seit Mitte der Achtziger an vorderster Front agiert. Und mit einem Ideenreichtum, wie er typischer für diese Band kaum sein könnte: „Es ist ein echtes Prong-Album. Es ignoriert nicht nur jedes Genre, sondern auch das, was heutzutage da draußen vor sich geht“, umreißt Bandgründer Victor die stilistische Ausrichtung der elf Songs. Über seinen künstlerischen Ansatz sagt er: „Ich mag alle Arten von Musik. Diese Platte passt dazu, da sie viele Facetten abdeckt. Gleichzeitig ist ‚State Of Emergency‘ sehr gitarrenorientiert und ein gutes Beispiel für meinen Stil aus Punk, Metal, Post-Punk-Lärm, etwas Doom, Blues und Thrash, mit einem ziemlich geradlinigen Gesang. Insgesamt herrscht auf dem Album ein aggressives Ostküsten-Flair.“
Zunächst einmal geht es um die Songs, die Tommy Victor gemeinsam mit Produzent Steve Evetts (u.a. Sepultura, The Dillinger Escape Plan) eingespielt hat. Es sind Stücke, die durch ihre Intensität und Stilvielfalt rundum überzeugen. Das wütende ‚Breaking Point‘ mit seinen griffigen Gitarren und dem aggressiven Gesangsthema hätte sich vermutlich auch auf ‚Cleansing‘ wohlgefühlt, während der von einem schweren Groove und NY-Hardcore-Flair geprägte Titeltrack wie aus ‚Beg To Differ‘-Zeiten klingt. Victor: „Die Nummer ‚Non-Existence‘ mit der auf diesem Album vorherrschenden Noise-Gitarre im Techno-Stil ist so etwas wie mein ‚Rude Awakening‘-Rückblick.“ Überraschen kann die neue Scheibe im Post-Punk-Track ‚Disconnected‘ und speziell auch in ‚Back (NYC)‘, über den Victor sagt: „Für mich ist es, als würde Jimmy Page einen Song schreiben, der durch den Verstärker von Dimebag gespielt wird, während Henry Rollins singt. Irgendwie ein seltsames Experiment!“
Das Album endet mit der Rush-Covernummer ‚Working Man’: „Rush war das erste Power-Trio, das ich je live gesehen habe. Ich war hin und weg! Das Riff in ‚Working Man‘ ist simpel aber gleichzeitig heavy. Außerdem liebe ich den Text. Ich dachte, es wäre eine großartige Idee, den Song tiefergestimmt und langsamer zu spielen. Der Versuch hat sich gelohnt.“